Die Vogelgrippe breitet sich in diesem Herbst so stark wie nie zuvor in Mitteleuropa unter Kranichen aus. Besonders betroffen sind Zugvögel und vor allem aquatische Vögel, die derzeit in großer Zahl über Luxemburg hinwegziehen. Auch hierzulande wurde das hochansteckende Virus H5N1 bereits in mehreren Fällen nachgewiesen, unter anderem bei Kranichen in Howald, Rümelingen und Beckerich. Das bestätigen das Landwirtschaftsministerium und die Luxemburger Veterinär- und Lebensmittelverwaltung (ALVA).
Seit fast zehn Jahren kommt es immer wieder zu Ausbrüchen der Vogelgrippe, vor allem in den kalten Monaten. Doch die jüngsten Entwicklungen zeigen: Das Virus ist mittlerweile ganzjährig aktiv. Bereits in den Sommern 2022 und 2023 traf es Seevogelkolonien in Mitteleuropa besonders hart, da das Virus mitten in die Brutzeit fiel und ganze Bestände dezimierte.
Aktuelle Situation: Starker Ausbruch entlang der Zugrouten
In diesem Herbst hat sich das Virus entlang der Zugrouten von Kranichen und Wasservögeln besonders rasant verbreitet. An großen Rastplätzen wie dem Lac du Der in Nordfrankreich oder in Norddeutschland mussten bereits Tausende verendete Tiere beseitigt werden.
Auch wenn die Fälle in Luxemburg bislang vereinzelt auftreten, besteht Anlass zur Vorsicht, denn der Höhepunkt des Kranichzugs steht noch bevor. Viele der durchziehenden Tiere kommen aus Regionen, in denen das Virus bereits stark verbreitet ist. Besonders gefährdet sind flache Gewässer, an denen sich während der Zugzeit Tausende Vögel sammeln – dies schafft ideale Bedingungen für eine weitere Verbreitung des Virus.
Wichtige Hinweise für die Bevölkerung
natur&ëmwelt appelliert an die Bevölkerung, aufmerksam zu bleiben und tote oder kranke Wildvögel nicht anzufassen. Wer verendete Kraniche, Gänse oder Enten findet, sollte den Fund umgehend der Luxemburger Veterinär- und Lebensmittelverwaltung (ALVA) melden. Nur durch eine rasche Entfernung der Kadaver kann eine weitere Ausbreitung des Virus verhindert werden.
Für den Menschen besteht derzeit kein erhöhtes Risiko, solange kein direkter Kontakt zu infizierten Tieren erfolgt. Beim Verzehr von Geflügel oder Eiern besteht keine Gefahr, sofern diese ausreichend durchgegart werden. Hühnerhalter:innen sollten die aktuellen Anweisungen des Landwirtschaftsministeriums unbedingt befolgen.
Die aktuelle Lage zeigt, wie verwundbar selbst stabile Vogelpopulationen gegenüber Infektionskrankheiten sind. Für Arten wie den Kranich, der sich in Luxemburg und den Nachbarregionen in den letzten Jahrzehnten erholt hat, könnte die Vogelgrippe zur ernsthaften Bedrohung werden.
Der Verband fordert deshalb, den Schutz und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten weiter voranzutreiben. Diese sind nicht nur als Rast- und Brutplätze für Zugvögel unverzichtbar, sondern tragen auch zum natürlichen Gleichgewicht in der Landschaft bei. Zudem muss eine stärkere wissenschaftliche Zusammenarbeit auf europäischer Ebene erfolgen, um die Ausbreitungsmechanismen des Virus besser zu verstehen. Gleichzeitig muss die Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes („Restoration Law“) auch in Luxemburg konsequent vorangetrieben werden.

