Die jüngste Entscheidung Frankreichs, Acetamiprid, ein für seine toxischen Auswirkungen auf Bestäuber, Ökosysteme und die menschliche Gesundheit bekanntes Neonicotinoid-Insektizid, wieder zuzulassen, löst eine Welle der Empörung in Frankreich aus. Für natur&ëmwelt muss diese Situation auch Luxemburg zum Nachdenken anregen, wo dieses Pestizid trotz der bekannten Gefahren weiterhin legal verwendet wird.
Acetamiprid wird von der wissenschaftlichen Gemeinschaft stark kritisiert und gehört zur Familie der Neonicotinoide, deren Verwendung in Europa aufgrund ihrer Auswirkungen auf die Umwelt und insbesondere auf Bestäuber bereits stark eingeschränkt ist.
Dennoch bleibt dieses Produkt in Luxemburg zugelassen, insbesondere zur Bekämpfung des Rapsglanzkäfers und der Blattläuse im Kartoffel- und Obstbaum-Anbau. Jedes Jahr werden zwischen 50 und 60 kg in der Landwirtschaft eingesetzt (was einer Fläche von 500 bis 1000 ha entspricht), und dieser Trend ist seit dem Verbot anderer Neonicotinoide steigend. Diese Zahl mag gering erscheinen, spiegelt jedoch weder die Langlebigkeit dieser Substanz im Boden noch ihr Potenzial zur Ausbreitung in der Umwelt wider.
natur&ëmwelt erinnert daran, dass Acetamiprid zu den zehn am häufigsten vorkommenden Pestizidrückständen in der Umwelt in Europa gehört, wie die Ergebnisse des INSIGNIA-Programms zeigen. Auch in Luxemburg wird es im Rahmen des Projekts BeeFirst regelmäßig in Umweltproben nachgewiesen.
Obwohl es in Luxemburg seit 2017 einen Aktionsplan zur Reduzierung von Pestiziden (PAN) gibt, ist dessen Umsetzung noch unvollständig und eine Aktualisierung steht noch aus. Tatsächlich sind Pestizidrückstände in mehr als der Hälfte der analysierten Lebensmittel vorhanden, wie die jüngste Bewertung der luxemburgischen Veterinär- und Lebensmittelbehörde (ALVA) zeigt, wobei die Konzentrationen in Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau besonders hoch sind. Im Vergleich dazu weisen Produkte aus ökologischem Landbau eine deutlich geringere Kontamination auf.
Die Entscheidung Frankreichs, ein so umstrittenes Insektizid wieder zuzulassen, betrifft uns auch, da die bei unseren Nachbarn zugelassenen Stoffe den gesamten europäischen Markt beeinflussen und die Umweltstandards in der EU schwächen könnten.
natur&ëmwelt fordert daher die luxemburgischen Behörden auf, den Einsatz von Neonicotinoiden wie Acetamiprid zu verbieten, sofern deren Verwendung weder gerechtfertigt noch unverzichtbar ist. Luxemburg muss seine Politik zur Reduzierung von Pestiziden verstärken, seinen Aktionsplan überarbeiten und den ökologischen Landbau sowie agroökologische Ansätze entschlossener unterstützen. Die derzeitige Mobilisierung in Frankreich ist ein starkes Signal. Sie zeigt, dass die Zivilgesellschaft nicht akzeptiert, dass Gesundheit, Natur und künftige Generationen zu Variablen der Agrarpolitik werden. Luxemburg kann sich dieser Debatte nicht entziehen.